«Jenseits von Eden (East of Eden)»
Im 115-minütigen Film «Jenseits von Eden (Originaltitel: East of Eden)» werden in dramatischer Art und Weise verschiedene Gefühls-Verstrickungen dargestellt, in die wir Menschen uns ganz unbewusst in den ersten Lebensjahren hineinüberzeugen können, und die zu verschiedenen Schwierigkeiten bis hin zu Tragödien im ganzen Leben führen können.
Der Wunsch, sich eine Farm als phantasiertes Paradies (Der Garten Eden) aufzubauen, misslang: Denken, Fühlen und Handeln der Beteiligten folgte unbewussten untauglichen Lebenslogiken, die ein erspriessliches Zusammenleben verhinderten. Das Buch und der Film zeigen, welche Schwierigkeiten entstehen, wenn man Gefühlsirrtümer nicht versteht, wie die auch in der Bibel im 1. Buch Moses beschriebene Eifersucht von Kain und Abel und daraus folgender schwerer Verwerfungen unter Geschwistern und in Familien. Wenn man die Gefühls- und Denk-Irritationen von uns Menschen immer besser erkennt und versteht, muss man nicht mehr über Abläufe hinwegsehen, die ein gutes Zusammenleben verhindern, sei es zum eigenen Schutz oder um unbewusste Ziele zu verfolgen. Dadurch wird es möglich, aus dem Gut-Böse-Schema herauszutreten, die Menschen als Produkt der Erziehung zu erkennen, die inneren Abläufe zu erforschen, Auswege zu erahnen und eine Entscheidung zu ermöglichen, sich mit dem Menschen zu versöhnen.
Vater Adam Trusk war als Kind ein bevorzugter Ältester seines gewalttätigen Vaters. Adam hatte sich schon früh seinem eifersüchtigen jüngeren Bruder Charles untergeordnet – der ihn mittels Jähzornsanfällen unbewusst in die Knie zwang und an Stärke überholte. Adam wagte es nicht, eine eigene Position im Leben einzunehmen und sich mit anderen in einen Gefühlsaustausch zu treten. Er versuchte, Bedeutung durch Korrektheit und gute Werke zu erhalten.
Wie so oft bei einer «freiwillige» Teilnahme an Kriegen, hatte er kindliche Motive, 10 Jahre zum Militär zu gehen: Er konnte im Leben keine tiefen Beziehungen eigenständig aufbauen. Mit dem Militärdienst konnte er sich seinem gewalttätigen Bruder entziehen und gleichzeitig seinem – verstorbenen – Vater, der im amerikanischen Bürgerkrieg ein Bein verloren hatte, phantasiert genügen. Danach zog er – haltlos – als Tramp im Land herum.
Auf dieser inneren Bewegungslinie, wenig von sich zu zeigen, sich aber hilfsbereit und brav autoritären Menschen unterordnen zu wollen, musste sich Adam zielgerichtet in Cathy Amery verlieben. Diese wurde in ihrer Kindheit so verzärtelt, dass sie ihren seelischen Haushalt auf einer starken sadomasochistischen Tendenz aufbaute: Sie triumphierte, wenn sie andere Menschen mit allen Gefühlsschattierungen so behandeln konnte, dass diese sich nicht nur auf sie ausrichteten, sondern ihr verfielen und sich ihr unterordneten, woraufhin sie diese an ihrem wundesten Punkt demütigte oder gar zerstörte. Sie wurde Zeit ihres Lebens für viele Männer zur femme fatale.
So nutzte sie die Heirat mit Adam dafür, sich vor dem letzten – ausgebeuteten – Liebhaber abzusetzen. Sie stellte jedoch in derselben Nacht klar, dass sie oben steht, indem sie mit Adams eifersüchtigen und selbst dominanten Bruder Charles Sexualität hatte – obwohl der Bruder die seelischen Abgründe von Cathy erkannte. Sie bekam Zwillinge von einem der Brüder, setzte sich danach von der Familie ab und ging in ein Bordell, in dem sie ihre Dominanzgefühle über die Männer ausleben konnte, indem diese ihr bezahlen mussten.
Vater Adam erlebte dabei – seiner Lebenslinie entsprechend – , dass er nicht in der Lage war, die – kaltblütige – Cathy bei sich halten zu können und zog sich aus dem Leben zurück. Er wurde depressiv.
Er war beeindruckt von seinem wohlerzogenen Sohn Aron, der alles darauf ausrichtete, sich moralisch korrekt zu benehmen und sich dabei innerlich kaum öffnen und sich an andere annähern konnte. Der zurückgesetzte und eifersüchtige Bruder Cal versuchte ständig, um die Liebe seines Vaters und dessen Anerkennung zu kämpfen, Gelang es ihm nicht, plagte er den Vater und seinen Bruder, um auf sich aufmerksam zu machen. Doch er konnte bei denen nicht ankommen, zu sehr lehnten diese das scheinbar Böse ab. Cal wusste nicht, dass sein Vater Adam in ihm seinen Bruder Charles erlebte, dem dieser sich ausgeliefert gefühlt hatte. Adam konnte aus religiös-moralischen Gründen und aus Unwissen über die Motive der Mutter nicht mit den Kindern über den Zustand der Mutter sprechen und baute eine Scheinwelt auf.
Adam verlor bei einer riskanten Unternehmensentscheidung alles Geld. Cal sah seine Chance, die Zuneigung seines Vater zu erhalten, indem er im 1. Weltkrieg beim Anbau von Bohnen für die Armee Kriegsgewinne machte. Sein Versuch, endlich die Zuneigung des Vaters zu gewinnen, gelang nicht, weil sein Vater das Geld aus ethischen Gründen ablehnte. Er griff in seiner seelischen Not und Überzeugung darauf zurück, seine Nächsten zu plagen.
In seinem Gefühl, zurückgestellt zu sein, benutzt Cal unbewusst Liebesgefühle, um die Verlobte seines Bruders, Abra, an sich zu ziehen. Abra fühlt sich wichtig oder sogar besser dabei, Cal helfen zu können und fühlt sich von dessen deutlichen Annäherungsversuchen beeindruckt. Sie wendet sich immer mehr von Aron ab, bei dem sie zu wenig spontane Zuneigung erleben kann. Aron wird von Eifersuchtsgefühlen gepackt und kann nicht mehr seinem wichtigsten Lebensziel folgen, besser anzukommen, indem er korrekt und religiös ist. Da er mit seinem Lebensstil nicht mehr erfolgreich ist, verliert er seine Selbstsicherheit, fühlt sich zurückgesetzt und macht dabei seinem Bruder heftige Vorwürfe.
Cal sucht im Kampf, nicht zurückgesetzt zu sein, nach weiteren Möglichkeiten, seinen Bruder zu demütigen. Er findet seine Mutter im Bordell und zwingt Aron zu erkennen, dass er in einer unmoralischen Welt lebt, die er vermeiden wollte. Cal weiss dabei, dass Aron daran verzweifeln muss und daran zerbricht. Seine Gefühls-Verstricktheit erlaubt es Aron nicht, mit den Irritationen seines Vaters, seines Bruders und seiner Verlobten zurechtzukommen, Ohne Ausblick auf eine konstruktive Lösung für seine Situation und die der Familie fährt er – wie so viele – betrunken in den Krieg: um sich sterben zu lassen.
Adams illusionäre Welt und seine Hoffnung Adam löst sich ebenfalls auf, was bei ihm einen Hirnschlag auslöst und ihn bettlägerig macht. Abra bringt Adam dazu, seinen Sohn Cal um Hilfe zu bitten, so dass dieser vor dem Tod des Vaters noch erlebt, dass er ihn nicht mehr ablehnt und ihm damit ein freieres Leben ermöglicht.
Das ganze Buch „Jenseits von Eden“ ist 2020 als neunstündiges Hörspiel unter der Regie von Christiane Ohaus auf Deutsch erschienen.