Der Film beruht auf der Lebensgeschichte der Journalistin Jeannette Walls, die sie im gleichnamigen Roman im Jahr 2005 veröffentlichte. Der erschütternde Film zeigt eine 6-köpfige Familie, deren Eltern ein Leben lang danach strebten, von anderen Menschen und Normen frei, unabhängig und ungebunden zu sein und nur innerhalb der Familie einen engen Zusammenhalt zu suchen. Die auch oft schwierigen Gefühlslagen der Hauptpersonen sind sehr gut dargestellt.
Eine psychologische Erklärung für dieses Lebensziel des Vaters wird im Film deutlich gezeigt. Der Grossvater ist mindestens emotionsarm und unbeteiligt, die Grossmutter ist brutal dominant, abwertend, entwürdigend, hartherzig und missbraucht den Enkel sexuell, so dass man annehmen muss, dass die Grossmutter auch den Vater als Kind missbraucht hatte. Im Gegensatz zum Bruder des Vaters, der in dieser bedrohlichen Gefühlswelt den unbewussten Schluss gezogen hat, sich stumpf und teilnahmslos vor diesem Leben zu schützen, setzt der Vater der Journalistin sein ganzes Leben lang alles daran, sich gegen jeden auch scheinbaren Zwang zu wehren. Er ist innerlich gezwungen ohne Rücksicht auf sich selber und lieber sterben als sich vermeintlich oder tatsächlich unterzuordnen. Und doch immer mit dem ständigen Ziel vor Augen, irgendwo sein Glück zu finden bei und mit seiner Frau und seinen 4 Kindern. Und für diese setzt er alles ein, wendet sich zu, freut sich mit ihnen und plant sein Leben lang, ihnen am liebsten alles zu ermöglichen – ein Schloss aus Glas eben. Das gelingt nicht, kann nicht gelingen, weil er mit niemandem zusammenarbeiten kann, er aus seinen Kindheitsgefühlen nicht herauskommen kann und sein Scheitern mit Alkohol verdrängt.
Der Vater beruhigt insbesondere seine Tochter Jeannette liebevoll, wenn diese Angst hat und will ihr in ihren vielen vertrauten Gesprächen die Sterne vom Himmel holen und gemeinsam ein Schloss aus Glas bauen. Und will sie gleichzeitig dazu zwingen, sich nur auf sich und die Familie zu verlassen und vor nichts Angst zu haben. Und Jeannette entwickelt dabei ein Lebensziel, sich um alle Geschwister und auch um Vater und Mutter zu sorgen. Um ihre Mutter, die ihre Kinder auch hungern lässt, wenn sie sich in ihrer Kunstmalerei verliert. Und Jeannette erlebt dabei viel Verbundenheit und Genugtuung, auch wenn sie je länger je mehr merkt, dass sie so nicht leben kann.
Der Vater ist sich – wie die meisten Menschen – nicht bewusst, was ihn antreibt. Und weil er sich spontan gegen alle Menschen wehren muss, treibt er die geliebte Familie von Ort zu Ort, findet nirgends seine Vorstellung von Freiheit erfüllt, die eigentlich ohne Menschen sein müsste. Und kann der Familie deshalb auch kurz- und langfristig keinen Rückhalt bieten.
Jeannette versucht sich als junge Frau vor diesem Gefühlswirrwar und Instabilität abzugrenzen und in einem gutbürgerlichen Leben Sicherheit zu gewinnen. Sie wird innerlich erst ausgeglichen, als sie sich mit ihrer Geschichte versöhnen kann.
Interessant ist, dass die Geschwister in einem generell vernachlässigten Aufwachsen sehr verbunden waren miteinander und sich gegenseitig geholfen haben. Es stellt sich die Frage, wie eine psychische Widerstandskraft (Resilienz) zustande kommt auch in schwierigsten Verhältnissen, sei es beim Vater als auch bei den Kindern dieses Vaters Jeannette Wells meint im Nachhinein, sie hätte in diesem Aufwachsen vom Vater Mut, Zähigkeit und Unabhängigkeit erworben.