Die heutige psychologische Forschung zeigt, dass wir Menschen von Natur aus auf Kooperation angelegt sind und am glücklichsten sind, wenn wir mit unseren Mitmenschen gut auskommen können. Anhaltendes Glück folgt nicht aus den Umständen, wie Wohlstand, Einfluss oder Bekanntheitsgrad, sondern es erwächst aus dem positiven Verbundenheitsgefühl mit den anderen Menschen.
Das bedeutet, einen gemeinsamen Weg zu suchen und beinhaltet, dass man sich für andere Menschen und deren Sichtweise interessieren kann und diese nicht als Gegner anschaut. Kooperativ sein bedeutet auch, den anderen gerne helfen zu wollen und gleichzeitig selber die Hilfe anderer mit guten Gefühlen annehmen kann. Zur Kooperationsfähigkeit gehört auch die Zuversicht und die Ausdauer, gemeinsame Lösungen zu finden und die Fähigkeiten, diese mit anderen zu entwickeln.
Wir sind von Natur aus als soziale Lebewesen konzipiert: Ein Kind wird ganz hilflos geboren. Um sich zu entwickeln, muss es vom ersten Tag an mit seinen Mitmenschen kooperieren – sich in einen Austausch begeben und positiv zusammenwirken. Sonst kann es nicht überleben, nicht lernen, nicht eigenständig werden. Ein Kind realisiert sich in den Beziehungen zu den anderen.
Je kooperativer die Eltern das Kind ins Leben eingeführt haben, desto höher ist das Wohlbefinden des Kindes und des späteren Erwachsenen – wie verschiedene Studien gezeigt haben. Solchen Menschen gelingt es leichter, sich für andere zu interessieren, sich mit anderen zu verbinden, und schwierige Situationen zu lösen. Sie können deshalb mehr bewirken. Und sie erleben, dass sie für ihre Mitmenschen eine Bedeutung haben. Dies führt zu mehr Freude, Genugtuung und Sinn im Leben.
Hirnphysiologisch ist auch nachweisbar, dass sich bei einem Kind differenziertere Hirnstrukturen herausbilden, wenn es in den ersten Jahren die Zusammenarbeit mit seinen Mitmenschen als gelingend und erfreulich erleben konnte.
Wenn ein Kind aufgrund einer strengen oder verwöhnenden Erziehung anstelle der Kooperation Abstand zu den Menschen einzunehmen lernt, sucht es seine Bedeutung auf Abwegen: In Äusserlichkeiten, in einer höheren Stellung, in Besserwisserei, in Überheblichkeit, Intoleranz, Ärger, Abneigungen, Zwang oder Aggressivität.
Solche Probleme können gelöst werden, wenn das zugrundeliegende falsche Menschenbild korrigiert wird. Wenn es einem Menschen gelingt, mehr Interesse für die anderen zu entwickeln, die anderen und sich selbst besser zu verstehen, kann er besser kooperieren und führt ein zufriedeneres Leben.
Diethelm Raff
Foto von Josh Willink und by Lgh_9 ( pexel.com )
Tags: Erziehung, Kooperation