«King Richard» (2021, 112 Min.), Regie: Reinaldo Marcus Green
Der Film «King Richard» zeigt, wie die ersten schwarzen und erfolgreichen Tennisspielerinnen, Venus und Serena Williams, erzogen worden sind. Vater Richard Williams und Mutter Oracene Price setzten alles daran, ihre gemeinsamen zwei Töchter systematisch und selbst im Tennis zu trainieren. Für sie war klar, dass grosser Erfolg nur durch kontinuierliches Lernen und Üben einer Sache möglich ist und es deshalb eine grosse Hartnäckigkeit braucht. Sie sollten aber ebenfalls in der Schule sehr gut sein und sie förderten ihre Kinder in jeder Hinsicht, so dass die drei ersten Töchter der Mutter ebenfalls gute Abschlüsse machten. Vater Richard Williams stellte in seiner 2014 geschriebenen Autobiografie «Black and White: The Way I See It» dar, dass er schon lange vor der Geburt der zwei Töchter mitbekommen hatte, wie viel Geld man mit Tennisspielen verdienen könne und plante den Aufstieg genau und mit Engagement – auch unter Vernachlässigung seiner fünf Kindern aus erster Ehe. Dafür legte er auch 800 000 Dollar zur Seite. Seine eigene Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen in einem rassistischen gewalttätigen Umfeld mit einemVater, der ihn gegen Gewalt nicht geschützt hatte, kompensierte er durch das Lebensziel, ein guter Vater zu sein und alles für die Familie zu tun und zudem allen beweisen zu wollen, dass er mit unerschütterlichem Ehrgeiz erfolgreich sein könne – und das auf eigene Faust.
Es gelang den Eltern, dass sie ein gutes Familienklima hatten, die 5 Schwestern zusammenhielten und sich unterstützten und sogar die zwei berühmten Tennisspielerinnen 20 Jahre lang auch sehr gut im Doppel spielten.
Vater Richard befürchtete jedoch ständig das eigene Versagen und stellte sich dem mit Ausdauer, grossem Willen und Unabhängigkeit von anderen entgegen. So hatte er schon eine Sicherheitsfirma mit 50 Angestellten aufgebaut, wohnte in der Mittelklassesiedlung Long Beach, zog aber zusammen mit der 2. Frau und deren 3 Töchtern aus 1. Ehe in das Ghetto Compton, um die zwei Töchter abzuhärten und – genau wie er es selbst erfahren hatte – sie dadurch zu Siegerinnen mit langem Durchhaltevermögen zu machen. Um für sie dieselbe Situation zu schaffen, wie er sie erlebt hatte, bezahlte er sogar Schwarze aus dem Ghetto dafür, dass sie seine Töchter beschimpften und bedrohten. Er wollte die zwei Töchter lehren, dass sie unerschütterlich seien, sich unabhängig fühlen können, lange durchhalten, auch wenn sie in Frage gestellt und angegriffen werden. Er wollte sie nie erniedrigen und klein halten, sondern sie ermutigen und voranbringen. Und sie sollten sich durch nichts abhalten lassen, sich an das vom Vater anvisierte Ziel zu halten, damit sie lernen, sich ein Ziel im Leben zu setzen und dadurch nicht abzustürzen. Und dafür beschützte er sie auf jede Art und Weise, ganz im Gegensatz zu vielen Vätern, die er im schwarzen Ghetto kennengelernt hat und für die Familie nicht da waren. Dabei schaute er darauf, dass ihn niemand für dumm verkaufen kann.
Seine Frau Oracene charakterisierte die Schwierigkeiten bei seinem Bestreben so, dass er meine, der ganzen Welt beweisen zu müssen, er sei kein ärmlicher Nigger, und diesem Ziel alles unterordne, die Ehe, den Umgang mit den Kindern und seine Lebensweise. Sie hingegen müsse das nicht beweisen, sie kenne ihren Wert.
Beide wollten sie, dass die Kinder fröhlich sein können und Spass haben, nicht nur am Tennis, sondern ganz allgemein und miteinander, weil sie nur dann und lange grosse Leistungen erbringen könnten. Und zudem wollten sie sie lehren, bescheiden zu sein und dankbar gegenüber anderen. Und dafür opferten sie sich auf, indem sie zum Beispiel in Doppelschichten arbeiteten. Wie gut es ihnen gelungen ist, dass dieFamilie Freude aneinander hat, zeigte sich auch an dieser Filmproduktion, an der sowohl die inzwischen geschiedene Mutter als auch die Halbschwestern beteiligt waren.