„Nadel und Faden“ (2018), 133 Min.
Regie: Sharat Katariya
In diesem Film lernt man ein in Indien traditionell verheiratetes Ehepaar kennen, das sich unter widrigsten Umständen gemeinsam eine Existenz in der Schneiderei aufbaut und dabei immer innigere, vertrautere und festere Fäden zur Psyche des anderen spinnt und sich gegenseitig in vielen kleinen Handlungen seine Zuneigung zeigt und den anderen bestärkt im Erkennen seiner Art und sich daran erfreuen kann. Dabei lernen sie in feinsinniger Art – sich vorsichtig annähernd – immer besser kennen und stärken sich in ihrer jeweiligen Persönlichkeit. Der Film zeigt auch auf, dass eine Beziehung gleichwertig sein kann, egal ob der eine Partner initiativer ist beim Planen und der andere aktiver ist in der Ausführung.
Es zeigt sich im Film auch, wie auch die Beziehung zu den mit ihnen wohnenden Eltern vertieft werden kann, indem sie sich in ihren Sorgen und Nöten besser verstehen – auch wenn es zu grossen Konflikten kommt. Der Film ist auch ein Plädoyer dagegen, dass man sich erniedrigen muss, um überleben oder konfliktfrei leben zu können. Er zeigt aber auch auf, dass das Gegenteil davon nicht ist, sich selbst auf Kosten der andern durchsetzen zu müssen. Er gibt einen Ausblick dafür, dass es möglich ist, zusammenzuarbeiten und sich zu verständigen, auch wenn jeder Mensch verschiedenste Ecken und Kanten hat.
Tags: Filmbesprechung, lehrreich, sehenswert