Autor: Diethelm Raff

• Studium der Psychologie, der Psychopathologie und der Pädagogik an der Universität Zürich mit Abschluss 1989 als lic.phil. • Eigene psychologische Praxis für Einzel- und Paartherapie, Erziehungsberatung • Regelmässige Vorträge zu Erziehungsfragen, Schwierigkeiten in der Partnerschaft, Lern- und Studienproblemen und zu anderen psychologischen Fragen seit 1989

«Was tun, wenn Kinder schreien, toben, rebellieren?»

«Was tun, wenn Kinder schreien, toben, rebellieren?»

Eltern und Erzieher wissen oft nicht weiter, wenn Kinder oder Jugendliche rebellieren und schreien oder gar toben. Meist wird versucht, eine Möglichkeit herauszufinden, wie man diese störenden Verhaltensweisen vermeiden könnte.

Psychologisch gesehen geht es jedoch zunächst darum zu erfassen, in welche Notlage Kinder oder Jugendliche geraten sind, so dass sie glauben, sie könnten sich manchmal nur auf diese Art und Weise einbringen. Die Frage lautet immer: Was spielt sich im seelischen Haushalt eines Heranwachsenden ab? Was hat ein Kind bis zu dem Zeitpunkt erlebt? Wie deutet es – meist unbewusst – aufgrund dieser Erlebnisse die Welt? Mit welchen Mitteln und Gefühlen glaubt es, müsste es durchs Leben kommen?

Glaubt ein Kind zum Beispiel, es würde nur gesehen, wenn die Mitmenschen sofort reagieren, wenn es sich unwohl fühlt, dann ist es schnell enttäuscht und muss oft auf sein Gefühl aufmerksam machen, dass es sich zu kurz gekommen fühlt, – auch mit Schreien oder sogar Toben. Erlebt ein Kind sehr viel Ablehnung und Kritik, emotionale Vernachlässigung oder ständig unvorhersehbare Emotionen, dann kann es passieren, dass es sich dagegen wehrt und sogar rebelliert. Es kann passieren, dass es bei scheinbarer oder tatsächlicher Zurückweisung ganz angespannt wird – wie im Film «Systemsprenger» dargestellt.

Rebellion in der Jugend ist jedoch genauso wenig ein Teil der notwendigen Entwicklung, wie oft angenommen, um sich ablösen zu können, wie das Trotzalter, um selbständig zu werden. Das Gefühl, sich wehren zu müssen ist stattdessen Ausdruck der unbewussten psychischen Einstellung zur Welt, die in der frühen Kindheit im Wechselspiel mit den Erziehenden entsteht.

Der Ausweg besteht darin zu erfassen, wie der seelische Haushalt des Kindes funktioniert. Dafür braucht es viel psychologisches Wissen und eine forschende Haltung. Darüberhinaus muss ein Kind Vertrauen zu mindestens einem Menschen aufbauen, indem dieser verstehend, emotional annähernd sich mit dem Kind so befasst, dass es die maladaptiven Gefühlslagen und Bewältigungsmuster ablegen und eine gemeinschaftsbildende Eigenständigkeit entwickeln kann.

Der nächste Vortrag findet am 13. Juli um 19.15 Uhr über zoom statt.

Titel: Innere Unruhe – Nervosität – ADHS: Ursprung und Ausweg

Categories: Vorträge

«Wie wirkt sich die Position in der Geschwisterreihe auf das Lebensgefühl aus?»

«Wie wirkt sich die Position in der Geschwisterreihe auf das Lebensgefühl aus?»

Der kreative Tiefenpsychologe Alfred Adler wies vor 100 Jahren darauf hin, dass die Geschwisterposition einen Einfluss auf die Gefühlsentwicklung des Kindes hat.

Die Geschwistersituation gehört neben vielem anderen zu der Gefühlsumwelt, die ein Kind bei der Geburt vorfindet und mit der es sich auseinandersetzt. Daraus entwickelt es unbewusst – und nach und nach – seine eigene Stellungnahme zum Leben. Diese innere Überzeugung ergibt sich nicht automatisch aus der Umwelt – wie die Geschwistersituation -, sondern ist ein schöpferischer Prozess des Kindes, der unterschiedlich verläuft. Jedoch wirkt sich auch die Geschwistersituation immer auf die Art aus, wie jeder Mensch glaubt, das Leben bewältigen zu können und bewältigen zu müssen.

So kann ein ältestes Kind mit der Zeit dazu neigen, anderen gerne zu helfen. Es kann aus seiner Position aber auch – unbewusst – schliessen, dass es sich im Leben immer dagegen wehren muss, anderen helfen zu müssen. Ein anderes älteste Kind freut sich, wenn es immer vorne ist. Es kann vielleicht sogar nur leben, wenn es anderen voraus ist. Ein anderes Ältestes erlebt es als mühselig, immer mehr wissen und können zu müssen als andere.

Ein jüngeres Kind kann einen unbewussten Glaubenssatz im Gefühl entwickeln, sich immer schwach geben zu müssen, weil es meint, dann leichter zu leben. Ein anderes jüngeres Kind entwickelt hingegen einen grossen Ehrgeiz, nie als klein angesehen zu werden.

Ein Einzelkind kann seine Position unbewusst so deuten, dass es immer gesehen werden muss, damit es vorankommen kann. Ein anderes Einzelkind versucht ständig angestrengt zu vertuschen, dass es noch nicht so viel kann.

Wenn man sich selbst und andere verstehen will, dann hilft es sehr zu verstehen, wie die Geschwistersituation das jeweilige spontane Fühlen, Denken und Handeln beeinflusst hat und beeinflusst.

In der Erziehung geht es für den Erziehenden und die Lehrperson nicht darum, das Kind in die richtige Richtung zu lenken, sondern zu erahnen oder zu erkennen, wie das Kind die eigene (Geschwister-) Situation deutet und sich das Leben entsprechend einzurichten versucht. Wenn man emotional verbunden ist und sich psychologische Kenntnisse angeeignet hat, kann man dem Kind helfen, die Fehldeutungen im Gefühl zu erfassen und zu korrigieren.

Weitere Vorträge 2021 jeweils Dienstag um 19.15:

8. Juni: Was tun, wenn Kinder schreien, toben, rebellieren?

13. Juli: Innere Unruhe – Nervosität – ADHS: Ursprung und Ausweg

14. Sept: Zögern – Hinausschieben – Vertagen: Was tun?

5. Okt: Wie überwindet man die Ungeduld als Erzieher und als Lehrperson?

9. Nov: Schüchtern – zurückhaltend – vorsichtig: Auswege

7. Dez: Wie kann mehr Lebensmut als Grundlage von Glück und Zufriedenheit entstehen?

Categories: Vorträge

«Die Gefühlslogik bei Erwachsenen und Kindern erfassen lernen»

«Die Gefühlslogik bei Erwachsenen und Kindern erfassen lernen»

Jeder Mensch erlebt viele Situationen, die er zunächst nicht nachvollziehen kann. Es kann zum Beispiel sein, dass sich ein Mensch vornimmt, den anderen nicht mehr zu verletzen, aber nach kurzer Zeit fängt er an zu streiten. Er fühlt sich möglicherweise nicht geschätzt. Ein Kind nimmt sich vor, in der Schule nie mehr unruhig zu sein, weil es die Lehrerin so gerne hat, aber dieses Vorhaben gelingt nur kurze Zeit und dann fängt es mit dem Nachbarn an zu schwatzen. Es will zum Beispiel unbedingt erleben, dass der Klassenkollege immer noch auf seiner Seite steht. Wenn wir den psychischen Haushalt eines Menschen genauer erfassen, dann folgen solche Gefühlslagen und solche Verhaltensweisen einer privaten Logik. Diese Logik ist erfassbar und folgt einer unbewussten Zielsetzung im Leben, die die meisten Menschen selbst nicht kennen und deshalb auch oft über sich oder über andere erstaunt sind. Sie ist jedoch verstehbar als Folge von Kindheitseindrücken.

Weitere Vorträge 2021:

11.Mai: Wie wirkt sich die Position in der Geschwisterreihe auf das Lebensgefühl aus?

8. Juni: Was tun, wenn Kinder schreien, toben, rebellieren?

13. Juli: Innere Unruhe – Nervosität – ADHS: Ursprung und Ausweg

14. Sept: Zögern – Hinausschieben – Vertagen: Was tun?

5. Okt: Wie überwindet man die Ungeduld als Erzieher und als Lehrperson?

9. Nov: Schüchtern – zurückhaltend – vorsichtig: Auswege

7. Dez: Wie kann mehr Lebensmut als Grundlage von Glück und Zufriedenheit entstehen?

Categories: Vorträge

«Nadel und Faden» (2018), 133 Min.

Nadel und Faden“ (2018), 133 Min.

Regie: Sharat Katariya

In diesem Film lernt man ein in Indien traditionell verheiratetes Ehepaar kennen, das sich unter widrigsten Umständen gemeinsam eine Existenz in der Schneiderei aufbaut und dabei immer innigere, vertrautere und festere Fäden zur Psyche des anderen spinnt und sich gegenseitig in vielen kleinen Handlungen seine Zuneigung zeigt und den anderen bestärkt im Erkennen seiner Art und sich daran erfreuen kann. Dabei lernen sie in feinsinniger Art – sich vorsichtig annähernd – immer besser kennen und stärken sich in ihrer jeweiligen Persönlichkeit. Der Film zeigt auch auf, dass eine Beziehung gleichwertig sein kann, egal ob der eine Partner initiativer ist beim Planen und der andere aktiver ist in der Ausführung.

Es zeigt sich im Film auch, wie auch die Beziehung zu den mit ihnen wohnenden Eltern vertieft werden kann, indem sie sich in ihren Sorgen und Nöten besser verstehen – auch wenn es zu grossen Konflikten kommt. Der Film ist auch ein Plädoyer dagegen, dass man sich erniedrigen muss, um überleben oder konfliktfrei leben zu können. Er zeigt aber auch auf, dass das Gegenteil davon nicht ist, sich selbst auf Kosten der andern durchsetzen zu müssen. Er gibt einen Ausblick dafür, dass es möglich ist, zusammenzuarbeiten und sich zu verständigen, auch wenn jeder Mensch verschiedenste Ecken und Kanten hat.

Vertrauen und Zuversicht ins Leben – eine Illusion?

Vertrauen und Zuversicht ins Leben – eine Illusion?

Viele von uns haben viele Enttäuschungen erlebt und haben sich so weit vom Leben, von einzelnen oder sogar von fast allen Menschen zumindest innerlich distanziert, dass wir uns vor weiteren schlechten Erlebnissen zu schützen erhoffen. Diese Haltung ist oft mit einem Pessimismus allgemeiner Art verbunden. Trotzdem ist der Wunsch auf eine gute Verbindung mit anderen Menschen oder auf ein erfolgreiches Leben meistens vorhanden. Manchmal kommt dies nur in kurzen Momenten im Zusammenleben zum Vorschein oder beim Anschauen von Filmen, in denen einzelne Szenen innerlich bewegen oder aufwühlen.

Wenn wir es psychologisch genau nehmen, erkennt man, dass wir das Leben unbewusst meist genau so interpretieren, wie wir es als kleines Kind erlebt haben. Sind die kindlichen Eindrücke so gelagert, dass Herausforderungen interessant und sogar beglückend sein können, dann kann ein Kind zuversichtlich und vertrauensvoll ins Leben schauen. Fühlt sich ein Kind vom Leben geplagt oder meint, es müsse sich meistens anstrengen, um sich „über Wasser halten“ zu können, dann kann schon das Aufstehen am Morgen Mühe machen und noch viel mehr, wenn schwierige Aufgaben anstehen.

Erlebt das kleine Kind in den ersten Lebensjahren, dass es sich auf andere abstützen und Unbekanntes, Unsicherheitsgefühle und Ängste in Ruhe besprechen kann, dann wird es in der Persönlichkeit gefestigt. Seine ganze Persönlichkeit ist dann davon durchdrungen, sich gerne im Leben zu bewegen und es kann aktiv und neugierig auf Neues zugehen. Das ist in dieser Form sehr selten der Fall. Gelingt es, sich seiner unbewussten Gefühlslagen und Überzeugungen über das Leben und die Lebensbewältigung bewusst zu werden, dann können wir unsere Einschränkungen erkennen und sie überwinden.

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Welche Folgen hat die «Erziehung zur Anpassung» auf das Gefühlsleben?

Das Gefühlsleben des Menschen entsteht in den ersten Lebensjahren. Die Erlebnisse, die das Kind mit seinen Bezugspersonen macht, ermöglichen ihm mehr oder weniger, sich unter den Menschen wohlzufühlen, sich breit machen zu können, sich emotional zu öffnen und sich zugehörig zu fühlen.

Sind die Eltern sowie andere Erziehungs- und Lehrpersonen damit befasst, das Kind auf den richtigen Weg zu lenken, dann kommen die Kinder als Menschen zu wenig vor. Der Mensch erwirbt dann ein Streben, sich anzupassen, sogar sich anzuschmiegen und den anderen zuliebe oder aus Angst vor anderen, nicht selbst zu leben, sondern zu funktionieren und nicht aufzufallen oder niemanden zu enttäuschen – auch bei ganz lieben Eltern, ohne dass diese es registrieren. Das Bestreben, nicht vorzukommen, sich sogar unsichtbar zu machen, nicht zu stören, zu gefallen oder nicht aufzufallen, verhindert dem Menschen, selbst zu empfinden, wie er sich in eine genügend tiefe Verbindung mit anderen zu begeben. Man fühlt sich dann wenig oder nicht als Mitgestalter des Lebens, selbst wenn man aktiv tätig ist, unauffällig mittreibt und sein tägliches Leben erfüllt. Daraus können Sinnlosigkeitsgefühle, emotionale Unausgefülltheit, Lustlosigkeit und innere Starre entstehen, Gefühle, die manche mit Alkohol, Drogen oder Spielen ausschalten wollen.

Ängste und Panik verstehen und die Ursachen verändern

Mit den sogenannten Angststörungen behandeln wir ein Thema, von dem etwa ¼ der Menschen in ihrem Leben einmal betroffen sind oder auch über lange Strecken damit befasst sind.
In Wirklichkeit kennen fast hundert Prozent der Menschen Ängste. Nur treten sie nicht immer so stark auf, dass wir von einem besonderen Problem sprechen. Jeder Mensch kann sich deshalb bei anderen einfühlen, weil er oder sie solche Gefühle selbst auch kennt, auch wenn einige eine Zeitlang speziell starke Angstgefühle haben.
Ängste sind Emotionen, die uns Mensch zur Verfügung stehen und . dann hilfreich sind für das Leben, wenn sie ein Signal dafür darstellen, dass eine Situation real gefährlich ist und man ihr besondere Aufmerksamkeit widmen sollte, so dass man eine Lösung findet, die auch in der Vermeidung einer solchen Situation liegen kann.
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In Tat und Wahrheit gibt es wenige solche Situationen, in der es Ängste als starkes Warnsignal braucht. Und wenn eine gefährliche Situation markiert ist, dann braucht es keine Angst, sondern Mut, Entschlossenheit und einen klaren Kopf, um eine Situation zu bewältigen – also das Gegenteil von Ängstlichkeit. Die meisten Ängste treten aber auf, obwohl die Situation solche Ängste gar nicht rechtfertigt. Unsere Aufgabe ist es also, zu verstehen, warum Ängste so gehäuft und weit übertrieben auftreten. Aus dieser Analyse des Problems finden wir auch Möglichkeiten, diese hinter sich zu lassen.

Vertrauen und Zuversicht ins Leben – eine Illusion?

Viele von uns haben viele Enttäuschungen erlebt und haben sich so weit vom Leben, von einzelnen oder sogar von fast allen Menschen zumindest innerlich distanziert, dass wir uns vor weiteren schlechten Erlebnissen zu schützen erhoffen. Diese Haltung ist oft mit einem Pessimismus allgemeiner Art verbunden. Trotzdem ist der Wunsch auf eine gute Verbindung mit anderen Menschen oder auf ein erfolgreiches Leben meistens vorhanden. Manchmal kommt dies nur in kurzen Momenten im Zusammenleben zum Vorschein oder beim Anschauen von Filmen, in denen einzelne Szenen innerlich bewegen oder aufwühlen.

Wenn wir es psychologisch genau nehmen, erkennt man, dass wir das Leben unbewusst meist genau so interpretieren, wie wir es als kleines Kind erlebt haben. Sind die kindlichen Eindrücke so gelagert, dass Herausforderungen interessant und sogar beglückend sein können, dann kann ein Kind zuversichtlich und vertrauensvoll ins Leben schauen. Fühlt sich ein Kind vom Leben geplagt oder meint, es müsse sich meistens anstrengen, um sich «über Wasser halten» zu können, dann kann schon das Aufstehen am Morgen Mühe machen und umso mehr, wenn schwierige Aufgaben anstehen.

Erlebt das kleine Kind in den ersten Lebensjahren, dass es sich auf andere abstützen und Unbekanntes, Unsicherheitsgefühle und Ängste in Ruhe besprechen kann, dann wird es in der Persönlichkeit gefestigt. Seine ganze Persönlichkeit ist dann davon durchdrungen, sich gerne im Leben zu bewegen und es kann aktiv und neugierig auf Neues zugehen. Das ist in dieser Form sehr selten der Fall. Gelingt es, sich seiner unbewussten Gefühlslagen und Überzeugungen über das Leben und die Lebensbewältigung bewusst zu werden, dann können wir unsere Einschränkungen erkennen und sie überwinden.

«Liebe, Partnerschaft und Sexualität» (14./15. November 2020)

«Liebe, Partnerschaft und Sexualität» (14./15. November 2020)

Sehr geehrte Damen und Herren

Wir laden Sie hiermit herzlich zu unserem Seminar „Liebe, Partnerschaft, Sexualität“ein.Wir werden uns an diesen beiden Tagen anhand von persönlichen Beispielen mit wichtigen Fragen rund um Liebe, Partnerschaft und Sexualität befassen. Folgende Fragen und Überlegungen zu diesem Themenkreis umschreiben, womit wir uns befassen werden.

Was heisst es, einen Partner kennenzulernen? Welche störenden Gefühle können einen da bereits hindern? Weshalb kommt man vielleicht gar nicht so weit, einen Partner suchen zu wollen? Wie wird man sicher, dass eine schöne Partnerschaft keine Glücks-, Schicksals- oder Zufallsfrage ist? Wie entwickelt sich eine vertraute Beziehung? Warum können Liebesgefühle zurückgehen? Welche unbewussten Gefühle können die Partnerschaften stören? Wie entwickeln sich sexuelle Gefühle und wodurch können sie beim Partner verblassen?

Alle Menschen wünschen sich eine gute Liebesbeziehung. Aber man schreckt vielleicht davor zurück, weil man damit zu grosse Anstrengung, Kritik, oder Strenge verknüpft.Oder man hat in der Kindheit erfahren, dass man sich von den Menschen nicht so viel erhoffen kann. Man empfindet es vielleicht anstrengend mit den Menschen, weil man zum Beispiel erlebt hat, dass man dann immer kritisiert, bezwungen wird, oder alles recht machen muss. Wie kann man sich auf der Partnersuche ganz frei fühlen? Frei dafür, viele Menschen kennenzulernen und dabei unvorbelastet herauszufinden, wer der andere ist, was man selber möchte, und wie es beiden gefallen könnte.

Und wenn man dann einen Partner gefunden hat, was braucht es, damit sich die Liebe frei entfalten kann und eine gute Partnerschaft entsteht und erhalten bleibt? Welche störenden Gefühle können die Freude an der Sexualität hemmen? Welche Faktoren können einen daran hindern, Gleichwertigkeit zu empfinden, sie zu leben und einzufordern? Es sind unbewusste Gefühle wie Unsicherheiten, Unterlegenheitsgefühle, Minderwertigkeitsgefühle, Ärger und Wut, Abwehr, leise oder laute Vorwürfe, Rückzugstendenzen, Betroffenheit, Besserwissenwollen, Wünsche nach besonderer Hervorhebung, Eifersucht und viele weiteren Gefühle, die Ausdruck einer falschen Meinung sind über die eigene Stellung gegenüber den Mitmenschen. Oft ist diese Meinung nicht im Ansatz bewusst, weshalb die eigene Wahrnehmung und die eigenen Vorstellungen darüber, wie Situationen zu bewältigen sind, als selbstverständlich und oft einzige Möglichkeit angesehen werden.

Was braucht es, dass man sich gegenseitig verstehen lernt und sich im Gespräch finden kann. Streit entsteht, weil man sich verpasst im Gespräch, weil wir ja alle empfindlich sind und die eine Gefühlshaltung mit der anderen so zusammentreffen kann, dass man sich verletzt und dann schwer wieder zueinander findet. Es ist dann eine Herausforderung, anschliessend wieder aufeinander zuzugehen und nicht einfach alles wegzuwischen, sondern zu besprechen, was einen bewegt hat. Man hat oft gar nicht die Hoffnung, dass man miteinander gut sprechen und sich absprechen und verstehen kann, weil nur wenige von uns als Kind einen offenen Austausch und Sprechen über Gefühle erlebt haben.

Das Gefühl von Kritik ist stark ausgeprägt in unserer Kultur und Erziehung, und so kommt es oft vor, dass man sich nicht getraut, dem anderen etwas zu sagen, bis man es nicht mehr aushält, oder dass man sich auch bei einer gutgemeinten Frage zu schnell kritisiert fühlt. So wird es auch schwierig, offen über die auftauchenden Probleme und Gefühle zu sprechen, nicht im Streit, sondern als Teil des Sich-Kennenlernens. Wie kann Eifersucht beispielsweise in einer Partnerschaft verstanden und überwunden werden?

Wir behandeln in diesem Seminar anhand verschiedener Beispiele, wie die Erlebnisse in der Kindheit und deren Interpretation das eigene Lebensgefühl so beeinflussen, dass man sich in seinen Lebensmöglichkeiten einschränkt. Die gefühlsmüssige Auseinandersetzung mit diesen Zusammenhängen ermöglicht es, die selbstverständlichen Gefühlseindrücke in Frage zu stellen und realistischer wahrzunehmen und direkter und gleichwertiger mit dem Mitmenschen umzugehen.

Das Intensivseminar ist modulartig aufgebaut, so dass jeder Termin auch einzeln wahrgenommen werden kann. Zur Erarbeitung des Themas ist es sicherlich empfehlenswert, alle Gespräche mitzuverfolgen

Leitung: lic.phil. Diethelm Raff, Psychologe www.diethelm-raff.ch

Termine:

Samstag: 15.00 – 16.30 und 19.00 – 20.30, Kaffeetrinken 14.00, Abendessen 17.30

Sonntag: 13.00 – 14.30 und 16.30 – 18.00 Kaffeetrinken 15.00

Kosten: 100 SFr.,

Anmeldung:

Institut für psychologische Bildung und Erziehung

079 822 77 86

info@diethelm-raff.ch

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Welche Folgen hat die «Erziehung zur Anpassung» auf das Gefühlsleben?

Welche Folgen hat die «Erziehung zur Anpassung» auf das Gefühlsleben?

Das Gefühlsleben des Menschen entsteht in den ersten Lebensjahren. Die Erlebnisse, die das Kind mit seinen Bezugspersonen macht, ermöglichen ihm mehr oder weniger, ob es sich unter den Menschen wohlfühlt, sich breit machen kann, sich emotional öffnen und sich zugehörig fühlen kann. Sind die Eltern sowie andere Erziehungs- und Lehrpersonen einseitig damit befasst, das Kind auf den richtigen Weg zu lenken, dann kommen die Kinder als Menschen zu wenig vor. Der Mensch erwirbt dann ein Streben, sich anzupassen, sogar sich anzuschmiegen und den anderen zuliebe oder aus Angst vor anderen, nicht selbst zu leben, sondern zu funktionieren und nicht aufzufallen oder niemanden zu enttäuschen. Das passiert auch bei ganz lieben Eltern, ohne dass diese das registrieren. Das Bestreben, nicht vorzukommen, sich sogar unsichtbar zu machen, nicht zu stören, nicht aufzufallen oder zu gefallen, verhindert dem Menschen, selbst zu empfinden, wie man sich in eine genügend tiefe Verbindung mit anderen begeben kann. Man fühlt sich dann wenig oder gar nicht als Mitgestalter des Lebens, selbst wenn man aktiv tätig oder unauffällig mittreibt und sein tägliches Leben erfüllt. Daraus können Sinnlosigkeitsgefühle, emotionale Unausgefülltheit, Lustlosigkeit und innere Starre entstehen, die viele mit Alkohol, Drogen oder Spielen ausschalten wollen.

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